Im Rahmen meiner Bewerbung wurde ich gefragt,
warum ich „nur“ bei Facebook, twitter, YouTube, G+, Xing und LinkedIn unterwegs bin.
Mein Gedankengang zur Antwort:
Muss ein Social Media Experte Manager auf jeder Plattform aktiv sein?
Die klare Antwort lautet nein!
Und das nicht nur, weil es bei vielen hunderten von verschiedenen sozialen Netzwerken und Social Media Plattformen schier unmöglich ist, überall aktiv zu sein. Allerdings sollte sich ein guter Social Media Experte bei den bedeutendsten Plattformen wie zu Hause fühlen – doch „bedeutend“ ist vor allem alles, wo die Zielgruppe vertreten ist.
Für ein Unternehmen (da wird aus dem Experten dann ein „Social Media Manager“ – zumindest an seiner Bürotür) ist es nämlich nicht wichtig überall mitzumachen, einfach nur um überall dabei zu sein (Daimler-Werbung in der Apotheken-Umschau würde ja auch niemand fordern …), sondern ein Unternehmen muss auch im Social Media Bereich Zielgruppenorientiert agieren um Kunden und Geschäftspartner direkt und in großer Zahl ansprechen zu können, schon allein aus wirtschaftlicher Sicht.
Ich bin persönlich der Meinung, ein Twitter-Account oder eine Facebook-Page kann man i.d.R. nicht mit klassischen Kennziffern aus dem Controlling messen (ein ROI lässt sich eben nicht so einfach in „Absatzsteigerung“ belegen, denn das Projekt „Social Media“ scheitert auch eher, wenn man hier nur einen weiteren reinen Absatzkanal sieht).
Es ist jedoch eine ganz klare Fehlinvestition, YouTube als Kommunikationskanal zu bespielen, wenn die Zielgruppe zu 90% bei Facebook sitzt. Auch der Aberglaube, jedes Unternehmen muss bei Facebook vertreten sein ist ein leicht zu widerlegender Irrtum:
Nehmen wir als Beispiel einen ehemaligen Praktikums-Arbeitgeber von mir, für den ich noch immer hin und wieder in Projekte involviert bin: ein Schweizer Industrieunternehmen mit 99,5% B2B-Kundenstruktur.
Die Wahl für ein soziales Netzwerk fällt hier besser auf ein Business-Netzwerk, XING zum Beispiel. Selbst wenn man in einem sozialen Netzwerk mit eher privaterer Auslegung aktiv sein wollen würde, die aktuellen Wachstumsmärkte sind Russland und China, hier wäre also В Контакте bzw. Renren die einzige Wahl.
Doch hier nutzt man lieber, ganz klassisch, die eigene Webseite und denkt eventuell über LinkedIn oder Alibaba.com nach, denn als reiner B2B-Anbieter hat man auf diesen Kanälen nicht nur mehr Möglichkeiten, sie wirken auch authentischer.
Natürlich kann man als B2B-Unternehmen auch auf Facebook aktiv sein, DATEV ist hier so ein Beispiel, man muss aber immer auch sehen, was man will (sich als Arbeitgeber präsentieren wohl eher nicht, denn dafür hat man bei DATEV eine eigene Facebook-Page). Am Ende bleibt aber die Entscheidung für das passende Social Media Umfeld immer eine Frage der Zielgruppenrelevanz.
Mit Kunden in China ist Facebook einfach keine Option, bei Kunden in Nordamerika kann man sich als Erweiterung zum LinkedIn-Engagement auch dort hin wagen (zumindest habe ich das Gefühl, dass gerade in Nordamerika Berufliches und Privates stärker vermischt werden als in Deutschland und dann auch auf Facebook stattfinden).
Liegen die Haupt-Absatzmärkte im Mittelstand in den D-A-CH-Ländern, dann ist XING die richtige Wahl, soziale Netzwerke mit überwiegend privaten Inhalten ziehen hier einfach (noch) nicht.
Am Ende kommen meine Gedanken zu folgendem Entschluss:
Ein guter Social Media Experte tanzt nicht auf allen möglichen Hochzeiten, kennt sich aber auf allen „Major Plattforms“ aus (kann also jederzeit überall eine ganze Zeltstadt aufschlagen) und und weiß im besten Fall auch um Unterschiede im Nutzungsverhalten in anderen Ländern. Als Social Media Manager verfügt man zusätzlich auch über genug unternehmerisches Denken, um die richtigen Kanäle zu treffen – sonst findet man sich Ruck-zuck im babyblauen Leih-Smoking auf der Hochzeit mit dem wenigsten Spaß und den reizlosesten Brautjungfern!
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