Einerseits hatte man bei den Partyportalen also niedrige Personalkosten, andererseits recht hohe Einnahmen. Und in der Wahl der Einnahmeformen waren die Portale sehr originell und zum Teil auch trendsetzend.
Bannerwerbung als cashcow
State of the Art war damals natürlich Bannerwerbung in der klassischen Form- und das war damals sehr einträglich. Es gab zu Beginn nur wenige Communities, dieses waren dafür dann gut besucht, so hatten wir bei vipcode.de etwa 20 Mio. Page Impressions bei 250.000 Unique Visitors pro Monat und trotz sehr moderater Anzahl an Werbeflächen allein mit Google AdSense – bei nur 3 Werbeflächen – immer Einnahmen im guten 4-stelligen Bereich, hinzu kamen dann noch die Einnahmen durch einem Vermarkter – dem wir die dreifache Anzahl an Werbeflächen zur Verfügung stellten.
Bannerwerbung – gerade über Google AdSense – ist die einfachste Art, einen gleichbleibenden Umsatz und damit eine sicher kalkulierbare Einnahmequelle zu erzielen.
Neben Bannerwerbung setzten wir bei der vipcode ab Ende 2003 auch auf Premium-Mitgliedschaften. Für einen geringen monatlichen Beitrag boten wir einen erweiterten Funktionsumfang und die Aufhebung moderat gesetzter Beschränkungen an. Wir waren damals wohl das einzige Partyportal mit einem solchen System, konnten aber bereits im 1. Jahr von den monatlich 30.000 aktiven Usern immerhin 1.300 von unserem Angebot überzeugen.
Zugegeben, wir haben Doppelaccounts, mit denen einige User versuchten, die Limitierung zu umgehen, nicht besonders streng verfolgt, aber bei einer für uns zufriedenstellenden Akzeptanzquote waren uns diese auch kein Dorn im Auge.
Elementare Online-Eventpromotion
Die elementar zum Service gehörende Einnahmequelle von Partyportalen war und ist die Online-Eventpromotion.
Ohne Facebook & Co. waren diese Portale der einfachste Weg schnell eine große aber auch genaue Zielgruppe zu erreichen.
Neben einem meist kostenlosen Basiseintrag in den Eventkalender gibt es noch die Möglichkeit eines kostenpflichtigen Eintrags mit Text, Bildern, Link, Hervorhebung und Erwähnung im Newsletter.
Hier variieren die Kosten stark zwischen den Portalen, von wenigen Euro (aber auch Kleinvieh macht Mist) bis hin in den Bereich von deutlich über hundert Euro (wobei Portale wie z.B. die Nachtagenten allerdings durch ihre besondere Userstruktur auch von ganz anderen Clubs gebucht werden).

Die Partygänger rissen sich um Gunst der Fotografen
Oft war für den Preis des Eventeintrags auch der Besuch der Partyfotografen mit dabei – und darum ging es auch vielen Clubs. Die Partygänger wollten Fotos (mieden zum Teil sogar Partys, auf denen kein Fotograf auftauchte) und die Clubs hatten durch die tollen Fotos eine prima und kostenlose Dauer-Werbung.
So gab es dann auch mal eine Zeit, in der Partyportale von manchen Veranstaltern der klassischen Presse vorgezogen wurden; Partyportale als Medienpartner bei Großevents waren bald keine Seltenheit mehr.
Von Eventpromotion zum Eventveranstalter
Durch die Präsenz im Nachtleben boten sich auch noch weitere Dienstleistungen und damit Einnahmequellen an. So boten einige Portale Eventpromotion der klassischen Art an – auf den Wegen zwischen den Clubs wurde geflyert, was das Zeug hielt, vor den Clubs die Parkplätze zugeflyert oder gar in den Clubs selbst Flyer verteilt.
Da dann aber meist für ein kommendes Event des Clubs selbst, denn natürlich verboten die Clubs und Veranstalter das Verteilen von Konkurrenzwerbung. Einige findige Portale umgingen dieses Verbot und machten aus der Rückseite der Visitenkarte, die an jeden Fotografierten verteilt wurde, eine einzige Werbefläche.-
Von der Omnipräsenz auf allen Partys war es nur ein kleiner logischer Schritt zu eigenen Events. Doch die Durchführung war nicht immer ganz so einfach! Natürlich hatte man beste Kontakte zu DJs und konnte alle Partygänger ganz einfach (und kostenlos) über das eigene Portal erreichen, aber egal welchen Club man als Location auswählte, die anderen waren darüber garantiert verstimmt.
Einige Portale lösten dies durch die Nutzung absolut neuer Locations, andere vergaben nur ihren Namen in Lizenz für Events und konzentrierten sich auf den Part, den sie am besten konnten: Eventpromotion

Events der Partyportale: Ausgefallene Locations statt bekannte Clubs
Mit der Marke macht man Geld
Auch wenn man mit eigenen Events einen phantastischen Umsatz und ordentlichen Gewinn machen konnte, mehr als drei oder vier pro Jahr hätten den Glanz des Besonderen zerstört – genauso wie das Verhältnis zu den Clubs, den Kunden – und damit dem Kerngeschäft geschadet.
Doch diese Events halfen massiv beim Aufbau der eigenen Marke und wenn der Name erst mal da war – und besonders genug klang – ließ er sich neben Partys auch noch gewinnbringend vermieten.
Die Lizenzierung ihrer Marke betrieben einige Portale sehr erfolgreich, gerade im Merchandising-Bereich konnten sehr bekannte und beliebte Portale einen netten kleinen Zusatzumsatz einfahren. Weit verbreitet waren auch Partnerschaften mit verschiedenen Unternehmen in unterschiedlichsten Formen.
Online-Shops oder Reiseportale, die in das Partyportal integriert wurden, oder Bustouren zu angesagten Partys gehörten schon fast zum Standard, weiter gab es Special Deals bei ausgewählten Bars, Dienstleistern oder Einzelhändlern (die online abgeschlossen wurden und somit quasi Vorläufer von Groupon & Co. waren), oder Rabattkarten die in einer ganzen Region anerkannt waren. Alles, was sich mit dem Namen verbinden ließ und für die Zielgruppe interessant verpackt werden konnte, wurde beworben und verkauft.
Ich erinnere mich an eine Kooperation mit einer Krankenkasse, die es auf Studenten abgesehen hatte, oder Fahrschulen und Autohäuser, die versuchten die gerade volljährigen Partygänger als Kunden zu gewinnen.
Bei der vipcode hatten wir damals die Option eingebaut, dass jedes Partyfoto über ein Fotolabor als Abzug bestellt werden konnte – das brachte uns einen netten monatlichen Betrag plus Provision.
Auch Portale wie tillate nutzten diese Variante, gingen aber auch noch einen Schritt weiter: auf allen online veröffentlichten Fotos war neben dem eigenen Logo auch noch das Logo des Kamera-Ausstatters. Das nenne ich mal eine einträgliche Dauer-Werbung!
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Quo vadis Partyportale – Artikelserie
Dieser Artikel ist Teil einer Serie, ich beleuchtete bereits die Personalpotlitik der Partyportale, in weiteren Teilen beschäftige ich mich mit der Entwicklung des Marktes, werfe einen Blick auf den aktuellen Zustand und stelle eine Auswahl an Marktteilnehmern vor.
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